Die operative Seite von Migrationsregimen: Verwaltung, Rechtspraxis und Wissenschaft
2. Workshop der Study Group on Migration Regimes
Osnabrück, 16./17. Juli 2015, Organisation: Andreas Pott, Frank Wolff (IMIS Osnabrück)
Deadline für Abstracts: 14. Juni 2015
Als Antwort auf die Diversifizierung der Migrationsforschung werden seit einigen Jahren verschiedene migrationsregimetheoretische Konzepte intensiv diskutiert. Zum einen versprechen sie, die Hervorbringung, Beobachtung und (versuchte) Gestaltung von Migration sowie die Heterogenität der dabei involvierten Interessen und Akteure zu fassen. Zum anderen stellen einige dieser Regime-Konzepte asymmetrischen Machtbeziehungen ins Zentrum der Analyse. Die Herausforderungen solcher Regimeanalysen liegen in der Definition von abgrenzbaren Untersuchungsbereichen, in der methodologisch angemessenen Berücksichtigung des Prozesscharakters des Geschehens und in der Integration von detaillierten empirischen Befunden. Ein möglicher Ansatz ist die Fokussierung auf einzelne Akteure der Ko-Produktion von Migration, die ineinander verflochten durch Diskussion, Etablierung und Umsetzung von Kategorien Migration legitimieren, delegitimieren oder in die Schattenbereiche des gesellschaftlichen Bewusstseins verdrängen.
Ohne Ausschließlichkeit zu suggerieren, erachten wir in dieser praxisbezogenen Perspektive erstens die Rolle der Wissenschaft, insbesondere der angewandten Forschung, als besonders bedeutend, die aus wissenschaftsimmanenten oder auch externen Gründen Kategorisierungen von Migration in reflexiven Prozessen hervorbringt und reproduziert. Zudem kommt zweitens der öffentlichen Verwaltung und drittens der Rechtspraxis eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu, da sie als Bestandteil regulierender Staatsapparate migrationsbezogene Kategorien nicht nur per Sachbearbeitung oder Rechtssprechung operativ anwenden, sondern ebenfalls (eigene) Kategorisierungen vornehmen und operationalisieren. Dadurch sind sie aktiv an der Ko-Produktion von Migration beteiligt. Trotz ihrer differenten Positionierungen betrachten wir Wissenschaft, Rechtspraxis und Verwaltung als miteinander verwobene, mal antagonistische, mal komplementäre oder gar aktiv kooperierende gestaltende Elemente der Interpretation und Regulierung von Migrationsprozessen.
Mit der Konzentration auf Verwaltung, Rechtspraxis und Wissenschaft beabsichtigen wir, die Analyse von Migrationsregimen von ihrer Policy-Zentrierung zu lösen. Der Workshop „Die operative Seite von Migrationsregimen“ nimmt drei gesellschaftliche Felder in den Blick, die zugleich Ursache und Folge von migrationsbeeinflussenden Praktiken sind. Wir laden hiermit herzlich zur Teilnahme und zum Vorschlag von Beiträgen ein und erbitten Themenvorschläge, die sich einem dieser drei Elemente oder ihrer Verflechtung annehmen. Dabei interessieren uns besonders folgende Leitfragen:
Welche gestaltenden Elemente und welche reflexiven Potentiale besitzen Migrationsforschung, Migrationsverwaltung und Rechtspraxis und wie unterscheiden sich diese in diversen nationalen oder internationalen Kontexten?
Welche Formen von Handlung, Handlungsmacht und welche Gestaltungsspielräume treffen aufeinander und wie entstehen dabei Überlappungen, an denen Kooperation, Konkurrenz oder Konflikte zwischen verschiedenen Akteuren im Migrationsregime sichtbar werden?
In welchem Bezug steht die Agency von Wissenschaft, Rechtspraxis und Verwaltung zur Agency von Migrant_innen? Wie beeinflusst dieser Bezug die jeweilige Operationalität?
Welche sozialen und historischen Bedingungen prägen die operative Seite von Migrationsregimen? Welche migrationsfernen Pfadabhängigkeiten wirken dabei auf die beteiligten Akteure und Elemente ein?
Inwieweit sind Wissenschaft, Rechtspraxis und Verwaltung verwobene oder abgrenzbare Akteure im Migrationsregime? Welche operativen Akteure stehen neben ihnen oder beeinflussen ihr Handeln?
Der Workshop, der sich diesen und verwandten Fragen widmet, findet am 16./17. Juli 2015 am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Beziehungen (IMIS) der Universität Osnabrück in Kooperation mit dem Graduiertenkolleg „Die Produktion von Migration“ des IMIS statt. Das Programm wird aus einer Mischung aus Kurzpräsentation von Gedanken und Forschungsprojekten sowie Diskussionen bestehen. Bei Interesse an der Teilnahme senden Sie bitte bis zum 14. Juni 2015 ein Abstract mit maximal 400 Worten an Frank Wolff (
Weitere Informationen zum Rahmenprogramm der Study Group „Migration Regimes“ finden Sie unter www.migrationregimes.com.